Montag, 14. Oktober 2013

Wie anfangen

Wie anfangen? Natürlich bei den Quellen der Antike und erst mal lesen :-)
Im Netz gibt es zahlreiche Quellen, wovon ich einige verlinkt habe und die besten sind meist ausnahmslos auf englisch. Für den theoretischen Input sind immer noch Bücher am besten. Ich empfehle hier gleich meine zwei Favoriten.
Für die Praxis unabdingbar sind die Texte der homerischen und orphischen Hymnen und das Wissen um den Kultkalender (siehe Praxisseite). Die günstig zu erhaltene Theogonie und das Büchlein "Werke und Tage" von Hesiod ist ebenfalls sehr zu empfehlen!
Online kann man Hesiod ebenfalls lesen. Hier findet man seine Theogonie und hier seine Werke und Tage.

Für mehr Hintergrundwissen, würde ich v.a. zwei Bücher für den Deutschsprachigen nennen:
1. Karl Kerényi und seine zwei Bände zu "Die Mythologie der Griechen"
und
2. "Die Religion der Griechen, Kult und Mythos" von Louise Bruit Zaidman und Pauline Schmitt Pantel.

Kerényi hat es geschafft, das was er wissenschaftlich erforscht hat: die Religion und Kulte des alten Griechenlands, mit einer poetische Hingabe darzustellen, als wäre er selbst Grieche. Und so schreibt er auch. Er ist seiner zeit typisch beeinflusst durch Theorien von Carl Gustav Jung und Burkert und er wäre sicherlich begeistert gewesen von neueren archäologischen Funden, dennoch empfinde ich sein Werk als zeitlos.
Es gelingt ihm die so wichtigen historischen Bezüge und Entwicklungen der damaligen zeit in einen flüssigen Text über die Mythen zu bauen, das es Spaß macht zu lesen und man gleichzeitig offen ist für die Vielseitigkeit der göttlichen Wirklichkeit und deren Wahrnehmung. Man bleibt nicht an einer Version eines Mythos kleben und bekommt dennoch ein Bild vermittelt.
Das ist grade so wichtig für ein Verständnis der Mythen, weil sich so viel darin widerspiegelt. Gesellschaftliche Konventionen, die für uns heute unfassbar patriarchalische Wirklichkeit mit seinen Wurzeln in für die damalige Kultur verheerenden Eroberungswellen aus dem indoeuropäischen Raum, werden bei ihm nur erahnt und das reicht völlig aus zu wissen, was er meint wenn es z.B. um die veränderten Geschichten z.B. um die Göttin Hera geht.
Auch Kultorte und ihre Besonderheiten und die Bedeutung der Beinamen der Gottheiten finden bei ihm seinen Platz.
Wenn man sein Buch durch hat, bleibt ein bißchen ein "ok", ich weiß zwar jetzt nicht welche Geschichten die richtigen sind, aber ich glaube ich habe einen Eindruck über das Wesen der Götter gefunden. Es geht nämlich nicht darum fest zu stellen welche Geschichten die "richtigen" sind. Sie zeigen alle etwas über die Natur einer Gottheit auf, die selbst unbegreiflich bleibt.

Zaidman und Schmitts Buch über die Religion der Griechen ist einmal so wichtig, weil es eins der wenigen noch auf deutsch zu habenden Bücher ist und sie überdies sehr bemüht waren, den Glauben und die Religion so darzustellen, wie er tatsächlich war, ungefärbt durch unsere heutige vom Monotheismus gefärbte Brille. Das ist äußerst wichtig, denn polytheistisch zu denken ist tatsächlich eine andere Denkweise, mit zum teil beträchtlichem Ausmaß wenn es um die Wahrnehmung der Welt geht. Das betrifft nicht nur religiöse Bereiche. Ihr Werk ist zum lesen eher typisch trocken. Es ist wissenschaftlich, aber für den Interessierten zum Glück dennoch kurzweilig.
Hier erfahren wir wie der religiöse Alltag aussah, der heute versucht wird von Hellenisten rekonstruiert zu werden und ich habe hier das erste mal den athenischen Kultkalender gesehen, nach dem sich auch heute jede Kulthandlung orientiert.
Hier wird auf den Ablauf eingegangen und die Bedeutung der Kulthandlungen im einzelnen im Leben des typischen Atheners der archaisch/klassischen Epoche. Auch wie Mythos und Kult verknüpft sind, kann man hier lernen.

Ich glaube über den Kultkalender schreib ich dann als nächstes was. Bis dahin, stöbert in den links und v.a. durch Elanis Blog. Ganz besonders kann ich ihre Videos empfehlen wo es um die Verehrung im eigenen Heim (oikos) geht, die wie die Göttin Hestia im Zentrum der gesamten Praxis steht.

Keine Kommentare: