Freitag, 11. Oktober 2013

Dharma

Weil selbst langjährige Freunde alsmal irritiert sind und mich fragen, ob ich jetzt Hellenist oder Buddhist wäre und hier im Blog ich auch immer wieder auf meinen buddhistischen Hintergrund zurück komme bzw. das nicht immer trennen kann, entwarf ich diese Seite.

Hier gebe ich eine  Erklärung dazu ab und möchte für Interessierte auf informierende Webseiten verweisen und Bücher.

Zum Buddhismus:

Zunächst mal ist Buddhismus nicht theistisch und selbst in Richtungen wie dem tibetischen Buddhismus oder ganz allgemein dem Mahayana -Buddhismus kommen zwar Götter vor, aber sie werden grundlegend anders verstanden als wie z.B. die hellenistischen Götter und Wesenheiten.
In der philosophischen Darstellung dieser Gottheiten zeigen sich zwar für mich Ähnlichkeiten und Parallelen zu späteren mystischen und philosophsichen Richtungen der hellenischen und später auch römischen zeit. Aber hier gab es bereits auch schon sehr lange eine Durchdringung und ein Austausch von Ideen zwischen Asien und der Mittelmeerwelt.
Für mehr Infos hierzu möchte ich auf den link zu Greco-Buddhismus in meiner Linkliste verweisen.

Meine Vorstellungs- und Erfahrungswelt der olympischen und anderer Gottheiten überschneidet sich jedoch mit dem was in den Werken als typsich für die archaische und klassische zeit der hellenischen Kultur heraus gearbeitet wurde. Hier gab es noch nicht diesen Austausch zwischen den Kulturen und der Buddhismus war gerade in Indien erst am entstehen.
Daher trenne ich das in der Regel. Nicht desto trotz erkenne ich in den hellenischen Gottheiten mal mehr mal weniger stark oft Qualitäten und Wirkungsweisen die den überweltlichen und absolut unpersönlichen Gottheiten des Mahayana zu eigen sind.
Auch zeigen sich in der polytheistischen Erfahrungswelt der alten Griechen eine gegenseitige Bedingtheit der Götterwelt, die sehr auf das innere Wesen der Welt hinweist und essentiell für den Buddhisten ist.
Daher kann ich das oft nicht trennen, versuche aber immer wieder darzustellen was ich jetzt wie sehe und warum.


Der absolute Unterschied jedoch ist, das es im Buddhismus um den Menschen geht und der Erforschung seines Bewußtseins. Das Bewußtsein wird geschult um die innerste Wirklichkeit zu erkennen, was theoretisch zu dem Erkennen der Ichlosigkeit führt, da nichts auch nicht das Selbst für sich allein existiert sondern nur in der Verbindung zur Welt. Als weiteres ergibt sich jegliches Streben und Anhaftung an die Welt aufzugeben um  aus dem Kreislauf der Wiedergeburt auszusteigen.
Die jeweilige Philospohie und die Methoden, so rituell sie auch einem Gottesdienst manchmal ähneln mögen, kommen komplett ohne Götterverehrung aus, sind auch nicht so zu verstehen und die Götter an sich nehmen hier auch zunächst keine Rolle ein.

Im Hellenismos geht es jedoch zentral um die Götter und ihre Verehrung und unserer Beziehung zu ihnen. Der gesamte Alltag und die gesamte Erlebens- und Gefühlswelt wird in einer gegenseitigen Verbindung erlebt, wobei der Mensch als den Göttern unterlegen sich in der Posititon des Verehrers befindet, der sich einer gewissen Willkür der Götter ausgeliefert sieht.
Die hellenistischen Götter sind zwar keine Personen, aber sie sind Mächte mit Persönlichkeiten und Bewußtsein, das Gefühle wie wir kennt.

Die Verbindung zwischen Buddhismus und Hellenismos ist einmal persönlich und historisch begründet.

Bevor ich vor fünf Jahren aktiv zum Buddhismus kam, hatte ich schon immer diffus eine enstprechende Weltsicht und vertrat eigentlich die vier edlen Wahrheiten , akzeptierte Karma und den Kreislauf der Wiedergeburten. Angezogen fühlte ich mich jedoch seit klein auf immer wieder und ganz besonders vor 14 Jahren, von den hellenischen Göttern und versank ganz in ihren Mythen. Damals war ich vor allem fixiert auf die eleusinischen Mysterien und über die Jahre kam bei mir der Eindruck auf, das mich diese mystischen Gottheiten auf was aufmerkam machten: das sie nicht immer Götter waren und sich auch verändern werden und das es eigentlich auch kein ICH  gäbe in dem Sinne, das ich wirklich essentiell anders wäre als jeder andere: ob jetzt das niederste Tier oder der schlechteste Mensch...oder der beste. Gleichzeitig wirkten sie auf mich, was ich immer noch nicht fassen kann, selber sehr ambivalent: einmal als Persönlichkeit, die sich aber selbst eine Form geben kann, als ne Art Emanation aus etwas...was widerum das Wesen der Gottheit ausmacht und sich ausdrücken kann in vielen vielen Wesen, die der Gottheit entsprechen. Eine solche Wahrnehmung der Götterwelt drückt sich jedoch auch in den Kulten und Ritualen der antiken polis aus. was mich zunehmend erstaunt.
Dort allerdings erlebt sich der Mensch ja durchaus als getrennt von den Göttern. Etwas was im Christentum dann perfektioniert wurde und der Welt zudem ihre innere Lebendigkeit abgesprochen wurde.

Im Buddhismus haben die Götter zwar keine zentrale Rolle, aber sie sind Teil des ganzen und gelten als weltlich!
In den sechs Daseinsbereichen haben sie ihren riesigen Platz und die Unterteilung der Götterwelt ist ziemlich komplex. Dazu kommen noch speziellere Einteilungen. Da ich mich mit dem tibetischen und Mahayana Buddhismus beschäftige gehören hierher auch die Nagas (und siehe hier), die widerum eine Rolle, und keine geringe, spielen. Spätestens hier ergeben sich für mich auffällige bildliche Parallelen zu den hellenischen Darstellungen von Göttern und Wesen in Schlangengestalt, die als Hüter von Mysterien und Orakel eine so wichtige Rolle spielten.

Im Buddhimus ist die Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha von zentraler Bedeutung. Mit ihr beginnt der buddhistische Weg. Buddha ist kein Gott und er wird auch nicht als solcher verehrt (auch wenn es so aussieht). Der historische Buddha verweist lediglich auf die überweltliche Buddha-Natur die uns allen zu eigen ist: Göttern, Menschen und Tieren gleichermaßen. Sie ist sozusagen das einzige, was wirklich ewig ist. Es ist nur alles andere als leicht, sie zu erkennen und zu verwirklichen.
Dharma ist die Lehre des Buddha und der Sangha die Gemeinde, die sich zusammen zu Buddha bekennen.Dazu gehören auch alle Wesen, die nicht Menschen sind, aber den Dharma praktizieren.

Zu den weltlichen Göttern allein kann man daher keine Zuflucht nehmen, da sie wie der Mensch dem Karma unterworfen sind. Die Nähe zu Moira find ich hier auffällig!

Letzten Endes hat für mich auch eine große Bedeutung was die historische Entwicklung und Beeinflussung angeht seitens des Hellnismus auf die Entwicklung des Mahayana-Buddhismus. Ich erkenne im Hellenismus die Wurzeln und Ursprünge für das was ich heute als buddhistisch bezeichne. Es nahm dort ihren Anfang.

Ich lasse mich von beiden Seiten inspirieren und habe das Gefühl, das mir die lebendige jahrtausend alte Tradition des Mahayana und Vajrayana (der tibetische Buddhismus im speziellen) hilft die antike Vorstellungswelt zu verstehen, die bei uns zerstört wurde, und mir eine innere Erfahrung schenkt, die ich sonst nicht hätte.

So wie ich z.B. Hestia erlebe, die für mich vor dem Hintergrund nicht zufällig so zentral verehrt wurde, auch auch von den Göttern selbst. Hier gibt es für mich den ersten Hinweis auf das Erkennen einer tieferen Wahrheit, die durch Selbstlosigkeit gekennzeichnet ist. In Hestia sehe ich z.B. auch einen Ausdruck der Tara, der überweltlichen buddhistischen Göttin des Mitgefühls, die hier in weltlicher Erscheinung tritt.

Bevor ich noch mehr schreibe komme ich kurz auf die Sutras zu sprechen, die vom Buddha als Lehrer von Göttern und Menschen sprechen.
Kurz: die Götter wissen darum. Sie kennen den Dharma und die Wahrheit. Womöglich sind sie deshalb oft wohltätig, deshalb stifteten sie Mysterien und versuchten sich den Menschen über Orakel mitzuteilen. Sie leben ein ganzes Weltzeitalter lang, sind sich ihrer Herkunft weitaus mehr gewahr als wir (zumindest die von denen ich grad spreche), sehen uns wie wir hier seit jahrtausenden immer wieder und immer wieder den gleichen Mist machen.
Und auch wenn sie nicht perfekt sind, zeigen sie sich weitaus reifer und verwirklichter als wir.

Was für uns schon lange her ist, Homer und Hesiods Dichtungen, die großartige hellenische Kultur, dürfte für sie erst vor kurzem gewesen sein.
Vielleicht kommen deshalb in unserer so aufgeklärten zeit so einige Menschen zu ihnen zurück, weil die Götter stärker gerufen habe: weil es eben doch nicht ohne sie geht. Wir brauchen weltliche Helfer und Schützer, die uns positiv beeinflussen können und uns unsere inneren Wurzeln wieder geben können. Und uns zeigen das Gier und Ego NICHT der Weg sind.

Und das wir eben vorwiegend dumm und unwissend sind:: verstrickt in Begierden und Sturheit, und zur Überheblichkeit neigend.
Und dabei, jene Menschen die das Wissen um den Wert von Selbstlosigkeit und Verbundenheit mit der Welt noch in sich tragen,
am zerstören.

Ich verehre sie daher nicht "nur" weil sie erhabene mächtige Wesen sind, deren Verehrung mir ein Gefühl der Verbindung mit der Welt und Zufriedenheit schenkt. Sie sind auch meine Lehrer und Schützer auf dem buddhistischen Weg, die ich allein deshalb brauche, weil ich mir selbst oft im Weg stehe und wie fast alle Menschen beeinflussbar und schnell abgelenkt von den alltäglichen Bemühungen und Verstrickungen mit Problemen und Sorgen. Sie erinnern mich zu praktizieren und manchmal zeigen sie das sie sauer sind, wenn ich zu faul bin.
Manchmal zeigen sie mir mehr von sich und dann darf ich erleben, was der begriff: Qualität, eigentlich für eine lebendige Bedeutung hat. Sie zeigen dadurch aber auch, wie weit entfernt wir noch von Erleuchtung sind, wenn sie es schon nicht sind.
Oder nur einige. Bin mir da bei manchen nicht so sicher :-)
Z.B. bei Hestia...oder Athena...oder...aber letztlich ist das nicht so wichtig. Denn Götter werden als Götter verehrt und der Buddha als Buddha erkannt...

Wer Fragen zu buddhistsichen Themen haben sollte, wendet sich am besten an die Autoren der unten verlinkten Blogs. Sie haben auch Gruppen auf facebook. Sie sind anerkannte Lehrer und ich habe schon Probleme, in meiner persönlichen Meinung hier auf der Seite etwas richtig darzustellen.
Es ist auch nicht gerade so unkompliziert. Schon allein die vielen Richtungen und Schulen können einen ganz durcheinander bringen.

Zu dem Thema ergänzend vielleicht dieser Beitrag von mir:
Begriffe - eine Klarstellung

Es gibt auch auf facebook Gruppen für Menschen die Hellenist und Buddhist sind:
https://www.facebook.com/groups/389235941147074/

wunderschöne Bildersammlung zu Greco-Buddhismus

zwei Blogs, die ich gut finde:

Garuda Bhavan
sehr schön dort: Die Heiligkeit der Welt

auch wahnsinnig informativ:
rangdrols blog

Do Buddhists go to heaven?

Was ist buddhistische Zuflucht

Main Sects of Buddhism

Buch zum Buddhismus:
Warum sie kein Buddhist sind
sehr knappe und treffende Einführung in die allgemeine buddhistische Weltsicht



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