Terminologie

Hier werde ich soweit ich kann einige typische Begriffe erläutern, die oft oder sogar immer im hellenistischen Kontext genutzt werden. Viele dieser Begriffe vermeide ich im Blog, aber sie sind charakteristisch für das Lebensgefühl eines Hellenisten und daher Teil von mir.

Hellenismos - das Wort ist ein Kunstgriff und es heißt es wurde erst mals von Kaiser Julian verwendet. Es bezeichnet nicht den Hellenismus, der v.a. die kulturelle Zeitspanne und Entwicklung seitens der Eroberungszüge Alexanders des Großen umfasst. Hellenismos ist ein Begriff, der das religiöse und weltanschauliche Lebensgefühl und-ausrichtung umfasst, die seine Wurzeln in der archaischen und klassischen Epoche Griechenlands hat und damit die klassiche Götter- und Kräfteverehrung und Prinzipientreue beinhaltet.
Heute fallen darunter noch mehr Bezeichungen wie Dodekatheismus, Olympianismus und allgemeiner der hellenistische Polytheismus. Am strengsten versuchen die hellenistischen Rekonstruktivisten Religion und Alltag der alten Griechen in die Moderne zu übertragen. Substitutionen wie ich sie durchführe, kämen für sie nicht in frage.
Sehr am traditionellen Hellenismos ausgerichtet sind auch die Dodekatheisten, sind in der tatsächlichen Ausführung und in ihren Ansichten oft etwas flexibler und hinterfragen vieles mehr.
Hellenistische Polytheisten sind nicht immer an einer traditionellen Verehrung der Götter und Mächte interessiert. Sie studieren diese aber oft und integrieren sie in eine höchst individuelle Praxis. Oft sind auch Wicca oder andere Angehörige von kombinierbaren Religionssystemen dabei. Sich einig sind sie in der Regel aber in der polytheistischen Weltanschauung, auch wenn diese widerum unterschieden werden kann in einen sog. harten und sanften Polytheismus.
Letzteres führt gern zu hitzigen Diskussionen zwischen Hellenisten im besonderen und den verschiedenen Polytheisten im allgemeinen. (ein Einblick in diese Welt kann man gut hier kriegen:wiccanate privilege discussion)

Theoi - die Gesamtheit der Götter und Mächte im Kosmos.Es ist ein Begriff den ich hier im Blog seltener verwende. Es wird jedoch im allgemeinen v.a. von traditonell orientierten Hellenisten gegenüber dem Begriff Götter bevorzugt. Im privaten tue ich das auch, da der Begriff in seiner eigentlichen Bedeutung mehr und genauer umfasst, als es "Götter" könnten.
Sie werden auch athanatoi (Todlose) und makares (die Glückseligen) genannt und das durchaus im Rahmen eines Rituals als Ansprache.

oikos - das Heim, das Zentrum des Lebens und Arbeitens! weshalb die Hausgötter auch eine so zentrale Rolle einnehmen. oikos umfasst als Begriff die Hausgemeinschaft die in der Antike zum Großteil auch der Arbeitsbereich war. Vor allem Landwirtschaft und damit auch das dazu gehörige Land und Nutzvieh waren Teil des oikos, sowei sämtliche Bedienstete und Sklaven (siehe auch hier).
Da wird natürlich auch klar, weshalb Hermes als Herdengott, sowie Götter wie Hekate und Apollon Auguieos wichtig für den Oikos waren. Der oikos war ähnlich aufgebaut wie die römsichen Villen, die ebenfalls ein Wirtschaftszentrum waren.
Heute ist es daher angebracht, beim "Heim" nicht nur an den Ort des Schlafens zu denken, sondern durchaus auch an die Arbeit. Weshalb es für einen dort auch stimmen sollte und sie nicht nur als ein notwendiges Übel betrachtet werden sollte. Entweder es stimmt dann was an der eigenen Einstellung nicht, oder es ist nicht der richtige Platz oder die richtige Arbeit.
(Zur Einstellung an sich: aus hellenistischer Perspektive gehört das arbeiten, vor allem das ehrliche Handwerk, zu einem anständigen Leben und ist natürlicher Teil des Menschseins. Müßiggang ist es nicht.Allerdings kannten die Hellennen nicht umsonst auch viele Festtage, wo gefeiert wurde und nicht gearbeitet. Alles mit Maß. Auch in der Arbeit.)


holocaustos und khoe
Beide Begriffe bezeichnen Opfer die komplett übergeben werden. Im Fall des holocaustos sind dies Brandopfer, wo z.B. ein komplettes Schwein oder Lamm verbrannt wurde.
Khoe sind Trankopfer, die komplett ausgegossen wurden. Khoe erfolgten regelmäßig an die Toten, die Nymphen und andere Erdgottheiten und besonders den Unterweltwesen. Sie bestehen in der Regel aus Wasser  oder der Milch mit Honig.

UPG steht für unidentified oder unproven personal gnosis.
Wenn ich von meinen persönlichen Interpretationen oder Empfindungen in bezug auf eine Gottheit spreche steht das immer im Rahmen von UPG. Auch Träume oder Tranceerfahrungen oder spontane Einsichten oder Ideen fallen darunter.
Dieser Begriff wird inzwischen einheitlich im Rahmen von Diskussionen verwendet um den Unterschied zu verdeutlichen, ob es um persönliche Eindrücke oder einer Arbeit auf der Grundlage wissenschaftlicher und archäologischer Quellen geht.
Für die meisten Hellenisten ist diese Unterscheidung wichtig. Während UPG als genauso wahr angenommen wird wie gesicherte Überlieferungen soll jedoch einerseits vermieden werden, das daraus eine Allgemeingültigkeit abgeleitet werden kann und andererseits eine Vermischung mit der Quellenaufarbeitung nach wissenschaftlichen Grundsätzen erfolgt.
UPG spielt im persönlichen Leben eines Hellenisten eine große Rolle. Viele von uns werden kleine Poeten und Geschichtenerzähler, Mysten die nach Erleuchtung streben und ringen auf diese Weise mehr und mehr um Kontakt mit den Göttlichen.
Mein Blog ist voll mit UPG und ich hoffe, das das hier und da deutlich wird. Selbst Assoziationen und Interpretationen auf der Grundlage von Quellen, können UPG sein.
Für die Hellenisten allgemein und die Rekonstruktion der Religion zählen jedoch die Quellen. Dafür machen diese bis auf einige philosophische Schriften keine Aussage über die Natur der Gottheiten. Das wird widerum dem UPG überlassen.

Chtonisch/khtonisch, Kthonia, Kathachtonius
und ähnlich klingende Bezeichnungen verweisen stehts auf den Bereich der Erde und der Unterwelt hin.

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