Dienstag, 29. Oktober 2013

Menschliche Grausamkeit und die Götter

Seitdem ich das posting über die Macht der Bilder geschrieben habe geht mit nicht mehr aus dem Kopf, wie fragil und verletzlich eine solche Beziehung zwischen Mensch und Gottheit eigentlich ist. So real die Götter auch für mich sind, ich brauche diese äußeren Bezugspunkte um mich an sie zu erinnern und dazu gehört auch jede Form der Praxis, so simpel und rudimentär sie auch sein mag.

Wie wichtig mag das dann noch für die Menschen der Antike gewesen sein. Wenn nun jemand kam und hat diese Bilder zerstört, wurden im wahrsten Sinne des Wortes den Menschen ihre Götter genommen.
Umso mehr denk ich war dies so und ist es noch wenn ich an andere Kulturen unserer Erde denke, wenn dem Menschen nichts anderes blieb oder bleibt als das äußere Bild.
Die Wirklichkeit früher war brutal und ist es für viele Menschen noch heute. Manchmal denk ich es ist noch schlimmer geworden.
Und ich glaube nicht das es für einen menschlichen Geist möglich ist, Götter oder ihre Segnungen wahr zu nehmen, wenn dieser Geist getrübt ist von Gewalt und Schmerz.
Manchmal glaube ich das in den alten Mythen lesen zu können. Vor allem weil es von Hestia heißt, die ja das Zentrum eines jeden göttergefälligen Heims ist, das sie Gewalt, Hass und Streit nicht ertragen kann und diesem flieht. Sie kann Schutz und Geborgenheit einem jeden geben, aber offenbar nur bis zu einem gewissen Grad von Frieden.
Wenn dieser heilige Bereich verletzt wird, fordert das vor allem eins herauf: den Zorn der Götter. Der sich ausdrücken kann in Epidemien und Naturkatastrophen, in Fällen von besonderem Frevel unmittelbare Bestrafung im Tartaros und die zahlreichen „Segnungen“ der Erinnyen, den Rachegöttinnen der Unterwelt, was sich meist in Wahnsinn ausdrückt.
Sie können demjenigen der verletzt wurde nicht helfen, sie können nur bestrafen. Und das auch nicht immer direkt und unmittelbar, sondern von unserer Warte aus oft unfair, da manchmal ein ganzes Gebiet oder eine Stadt, ein Volk, betroffen war und ist.
Dazu kommt das Gewalt zu „Miasma“ bei den Tätern führt, der vom Kontakt mit den höheren Göttern ausschließt. Das drückt sich auch gerade darin aus, das Mörder von den eleusinischen Mysterien ausgeschlossen waren, die ansonsten sehr großzügig gegenüber den Teilnehmenden war und durch eine komplexe Abfolge von Reinigungen schon bekannt ist. Dennoch, es reichte nicht für Mörder.


Wenn ich mir dann die Welt betrachte, ist sie wahrlich „gottlos“. Zu vielen Menschen können göttlichen Wesen nur durch andere Menschen kommen, die ihr Wesen in ihrem Herzen tragen. Aber wie oft gibt es das schon. Außerdem bin ich mir sicher, das man sie nicht unbedingt als solche erkennen würde.
Dem gegenüber stehen so viele, die im Namen eines Gottes Gewalt und Hass gebracht haben und immer noch tun und die Hilfesuchende ausnutzen um sie zu ihrem Glauben zu bringen.
Ich glaube nicht das ein Gott hinter solchen Taten stehen kann. Ich glaube eher das das es so was sein muß, was viele dämonisch nennen würde, aber in dem fall tu ich das nicht.
Ich glaub es ist etwas schlimmeres: etwas menschengemachtes: ein von Haß und Machtgelüsten gefütterter Gruppengeist, der sie beeinflusst und gefangen hält.


Im kleinen gibt es das ja eh schon. Und da denk ich grad nur an so etwas trockenes wie die Soziologie, die Gruppendynamiken und ihre weitreichenden Folgen erforscht hat.
Ich glaube es ist einfach „nur“ das. Am Leben gehalten davon das Menschen diese Schwäche haben etwas besonderes sein zu wollen, besser und wertvoller als andere und oft ihrer Lust am Sadismus deswegen keinen Einhalt gebieten wollen.
Und sie tun damit mehr als nur gewalttätige Verbrechen begehen. Sie nehmen einem Menschen den Kontakt zu etwas Höherem, das Halt gab und gibt in einer Welt, die auch ohne diese Grausamkeiten schwierig genug ist.

Kein Wunder, das diese Selbsterhöhung, Hybris oder Hubris in der Antike genannt, als das schlimmste Vergehen eines Menschen genannt wurde. Es ging wohl um mehr als nur darum, die Götter zu beleidigen. Es ist der erste Schritt zum "Bösen".

Und das ist schlicht die Abwesenheit von allem Guten.










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