Samstag, 15. März 2014

Das heilige Tier der Hera

 Der Pfau ist das heilige Tier der Hera.
Unserer kulturellen Prägung gemäß projizieren wir auch Eigenschaften auf ihn wie wir es gern auf Hera tun:
Stolz, Eitelkeit und Arroganz.
Ein Blick über zeitliche und kulturelle Grenzen hinaus zeigt jedoch andere Assoziationen auf. Assoziationen die mit dem Wesen einer Königin der Götter auch viel mehr gemein hat.



Kleiner Exkurs: es ist schwierig die Bedeutung von heiligen Tieren in der Antike auszumachen. Die griechische und mit ihr später die römische stellte eine Besonderheit in der damaligen Welt aufgrund ihrer anthopomorphen Darstellung der Götter dar. Es gibt keine eindeutigen Hinweise darauf, ob Tiere ähnlich verstanden wurden wie in anderen Kulturen, sprich als lebende Manifestationen eines Gottes oder Inkarnation einer gottgewordenen Seele. Ein Gott konnte sich in ein Tier verwandeln, soweit kann man aus der Mythologie schließen und die Götter selbst hielten sich oft Tiere.
Im modernen Hellenismos wird oft davon ausgegangen, das in einem Tier sich ein Gott zeigen kann und viele mit diesen verbunden sind. Sie sind ihre Symbole.

Der Pfau nun als Tier der Hera hat leider in der griechischen Überlieferung auch keine weiteren Quellen, was ihn so besonders macht. Es heißt nur, das Hera ihn aus den Augen ihres Dieners schuf, der Zeus bei seinem Fremdgehen mit Io, die er in eine Kuh verwandelt hat, heimlich überwachte.
(was witzig ist da Io als Kuh auch eine Berührung mit Hera hat).

Mehr gibt es nicht über ihn.
Glücklicherweise sieht das in Asien anders aus, wo er her kam, wie viele der Götter auch.
Der Pfau ist dort das Symbol für Schönheit, Reichtum, Königlichkeit, Liebe und Leidenschaft, der Seele und des Friedens.
In China wurde er eng verbunden mit der Ming-Dynastie. Er ist damit Sinnbild für das Königtum schlechthin.
Seine Federn werden mit dem Himmelsrad verglichen und stellt die Sonne, den Mond, das Himmelsgewölbe und die Sterne dar.
Er ist damit auch eng mit dem Lebensbaum verbunden, ein wichtiges Symbol in Persien und Babylon und Pfauenthrone waren hier der bevorzugte Sitz der Könige.

Besonders spannend ist seine Bedeutung in Indien.
Er wurde 1963 zum Nationaltier erklärt und hat eine innige Verbindung zu den herrschenden Göttern, denen er als Reittier dient.
Er gilt hier als Schlangentöter und es hieß er vermag das Gift der Schlange in seine Federn umzuwandeln, wo es zu einer Schönheit und Anmut dienenden Pracht wurde. Das Gift wurde vom Gott Skanda, der ebenfalls auf einem schlangenfressenden Pfau ritt, z.B. verwendet um einen Trunk der Unsterblichkeit herzustellen.

Er ist damit Sinnbild für Auferstehung, Unsterblichkeit und der Unzerstörbarkeit der Seele.
Sein Verhalten beim Heraufziehen eines Sturmes, er wird dann sehr rastlos, macht ihn auch zu einem Regensymbol. Hier taucht eine interessante Beziehung zu Zeus auf, der als Sturm- und Regengott gilt
und sich in der mythsichen Vergangenheit oft in der Form der Schlange zeigt.
In dieser Form soll er in einer mythischen Überlieferung auch seine Mutter Rhea einst vergewaltigt haben, als diese gegen seine Herrschaft demonstrierte. Viele sehen hier die mythische Verarbeitung des Übergangs des minoisch-mykenischen Zeitalters zur späteren archaischen womit die Interpretation der Frau und der Weiblichkeit eine enorme Veränderung erfuhr. Leider ist aber sonst nur wenig bisher wirklich gefunden worden, was eigentlich passiert ist (das berühmte dunkle Zeitalter dazwischen...). Es kann auch etwas anderes bedeuten, aber dazu ein andermal.

Umso interessanter, das Hera dann als Symboltier den Pfau hat, der Schlangen tötet und frisst und von dem es sogar heisst er könnte das Gift umwandeln.
Und das mit ihm ihr die Verkörperung der Königswürde gehört. Der Pfau weist darauf hin das sie die Königin IST und die Königswürde verleiht.
Wenn man dann noch ihre Geschichten bedenkt, die ihr ohne Ende Eifersucht unterstellen, ist auch interessant zu erfahren, das die Schlange auch als Symbol für ein Geistesgift gilt (im buddhistsichen Kontext): Und zwar der Eifersucht.

Über ihre Tiere kann man oft etwas über Gottheiten erfahren. Im Falle des Pfaus und der Hera, der man weder in den Interpretationen ihrer Mythen noch in ihrer Wahrnehmung heute gerecht wird, umso mehr.

Das meiste über den Pfau hab ich von hier:
http://www.pfauenforum.de/index.html

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