Montag, 14. Oktober 2013

Athene

Gestern war ich bei Freunden und schwärmte zu später Stunde von Athene, und was ich in ihr sehe und in ihrem Mythos erkenne. Eigentlich wollte ich noch gar nicht von ihr schreiben, denn in der Figur der Athene, oder Athena wie ich sie lieber nenne, treffen die unterschiedlichsten Sichtweisen und Ansichten die im Laufe der Jahre mich beschäftigten zusammen.

Dabei wurde sie nie meine persönliche Schirmherrin oder Schutzgöttin oder Lehrerin (patron deity auf englisch, eine adäquate Übersetzung gibt es nicht). Sie war alsmal in meiner Wahrnehmung plötzlich da, hinterließ einen heftigen Eindruck, wurde von mir vergessen und als ich sie wieder fand wurde mir klar, das eine Gottheit zu "vergessen", die soviel Gutes bringen kann, keine gute Idee war.

Bevor es noch persönlicher wird hier kurz wer sie ist.

Athene ist die Göttin der Weisheit, der Klugheit, der Künste, des Handwerks, der Verteidigung (der klugen Kriegsführung),
der Erfindungen, der Wissenschaft, der Weitsicht und sie verkörpert Mut und Tapferkeit. Sie ist eine der ältesten Göttinen Griechenlands, denn ihr Name wurde schon in mykenischen Buchstaben geschrieben. Es heißt, sie war in der Lage als einzige den Olymp zu verteidigen und ist absolut unbesiegbar. Sie trägt die Göttin Nike (Sieg) in zahlreichen Abbildungen auf ihrer Hand. Ihre Figur ist Vorbild für die uns bekannte antike Gestalt der Gerechtigkeit der Gerichte, die blind ist und eine Waage hält. Aber so sehr Athene auch dies verkörpert, blind, ist sie nicht.
Das besondere an Athene ist, das sie keinen bezug zu einem materiellen Element hat, wie andere Götter des Pantheons. Sie ist eine rein geistige Göttin und verkörpert den Ethos.

Ihre Enstehungsgeschichten heben genau das hervor und waren wohl auch Grund für die Enstehung des Mythos, das sie aus dem Haupt des Göttervaters entsprang nachdem er, mytholgisch gesehen vor einiger zeit, seine erste Gattin Metis (=Weisheit) verschlang, weil er sich vor ihrem Nachwuchs fürchtete. Sie springt in voller Rüstung aus seinem Haupt, war auch stets entsprechend unberührbar und zeigte sich vortrefflich in allen Künsten, ob nun männliche oder weibliche und zeigt hierbei ihren androgynen Charakter. Feministische Theologen nehmen dies gern als Vorwand zu sagen, das hier eine weibliche Göttin zwangs vermännlicht wurde und sie nicht mehr wirklich weiblich wäre bis hin das Zeus hier sich als Göttervater "legitimieren musste", weil er sie hervor gebracht hat, was sonst nur der Muttergöttin vorbehalten war.
Ich gehe da nicht weiter drauf ein. Meiner Ansicht nach und andere Autoren drücken dies ähnlich aus, geht bei dieser Interpretation das wichtige und vortreffliche an der Gestalt der Athene verloren.
Die eigenen Erfahrungen die ich von ihr machen durfte in wundervollen Träumen, die ich nie mehr vergessen werde mein Leben lang und mein anderes Leben im Vajrayana-Buddhismus haben mir ihre wahre Größe nur noch mehr verdeutlicht. Zwar gibt es einige Geschichten von ihr, wo sie zunächst als ähnlich schnell beleidigt und rächend erscheint, wie andere Götter des griechischen Pantheons. Aber schnell zeigt sich auch in diesen Geschichten ihre Neigung zur Mäßigung und Verantwortung. Unter ihrer Schirmherrschaft erreichte Athen seine Größe und sie wurde v.a. Patron von diversen geistigen Künsten wie der Wissenschaft und Mathematik, die bis heute ungebrochen Bedeutung haben. Die Philosophie, dort in Greichenland entstanden, drückt in ihrem lateinischen Wort das wesentliche aus: Die Liebe (philos) zur Weisheit (sophie).
Wann immer wir uns bemühen die Wahrheit zu erforschen, ob über uns oder die Welt und den Kosmos, kommen wir der Athene nahe die jenen unberührten und ursprünglichen Geist verkörpert, der die Wahrheit bereits kennt.

Die Wahrnehmung der göttlichen Qualität der Athene konnte gar nicht anders beschrieben werden, als wie es die antiken Dichter vermochten. Unberührt von der materiellen Ebene hat sie sich als das beste von Mutter und Vater verkörpert, die Weisheit mit dem Intellekt des Vaters, der Handlung und Macht verkörpert und bringt sie zur Vollendung. Das Zeus sie fast sofort als seine Lieblinsgtochter nennt ist kein Affront gegen seine Kinder von Hera oder seiner Geliebten. Es zeigt seine eigene Qualität und zeigt auch wie mit dem Erscheinen der Athene eine neue Zeit auf dem Olymp anbrach. Eine Zeit des Friedens, nur von wenigen Querelen überschattet und wie sich Götter und Menschen auf den Weg machten ihre besten Eigenschaften zu entwickeln oder (im Falle von Göttern und Helden) zu vervollkommnen.

Eingeborene Pallas, Heiliger Sproß des gewaltiges Zeus,
Hehre, selige Göttin,
Kriegerisch tummelnd, mächtig an Mut,
Unbekannte, allen bekannt,
Hochberühmte, in Höhlen lebend,
Die da waltet Der Höhen brausender Gipfel,
Und der schattigen Berge;
an Walfestälern erfreust du dein Herz,
du Waffenfreudige, sterbliche Seelen anstachelnd zu grimmigen Zorn;
waffenübende Jungfrau, dein ist der grausige Mut,
Gorgotöterin, scheuend die Ehe,
Handfertiger Künste wohlmeinende Mutter,
Drängerin, Mut erweckend,
Den Bösen, Besinnung den Guten;
Männlich und weiblich wuchsest du auf,
Kampferweckerin, Einsicht, Luftgestaltige Drachin,
Der Gottbegeiserung freund.;
Der Giganten von Phlegra Verderberin, strahlend von Ruhm.
Rossesprengende, Tritogeneia,
Löserin des Bösen, siegbringender Daimon,
Strahlenäugige, Kunsterfindern,
Fürstin, tausendfach angefleht
Stets bei Tag und bei Nacht
Und in den äußersten Stunden:
Höre mein Flehen!
Gib Gesundheit und Sättigung, gib segenspenden Frieden in deiner glücklichen Zeit!
(aus Orpheus, Altgriechische Mysterien, Herausgeber J.O. Plassmann 1992)

Athene im Theoi Projekt
Athene in wikipedia

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