Samstag, 12. Oktober 2013

Hestia

Hestia, Königstochter
Aus des mächtigen Kronos Geschlecht;
Du wohnst inmitten des höchsten,
Unvergänglichen Feuers:
Weihe die reinen Mysten
Zum Hochheiligen Weihedienst,
Immerblühend, reich an Segen,
Reinen Herzens und wohlgesinnt.
Sitz der seligen Götter, Kraftvolle Stütze den Sterblichen,
Ewige, reich an Gewalt,
Ersehnteste, grünlich-gelber Gestalt
Lächelnde, Selige, neige dein Herz
diesen Opfern, hauche uns Segen
und Gesundheit mit lindernder Hand!
(aus Orpheus, Altgriechische Mysterien, herausgegeben von J.O. Plassmann, Diedrichs, 1992)

Wenn ich von den Göttern erzählen will, muß ich mit Hestia anfangen. Hestia ist die Erstgeborene des Kronos, jenes Gottes dessen Kinder die ersten Olympier waren. Mit Olympiern wird jene herrschende Klasse von Göttern bezeichnet, die meist in der Anzahl von 12 genannt, auf dem Berg Olymp ihren Sitz haben sollen und das einstige Chaos geordnet und schließlich Frieden und Ordnung in die Welt brachten.
Die heutigen Überlieferungen und Quellen auf die sich der moderne hellenische Glauben stützt geht auf die sogenannte archaische und klassische Epoche Griechenlands zurück. Dem zuvor ging ein von Archäologen und Historikern genanntes dunkles Zeitalter voraus. Vor allem weil keiner rekonstruieren kann, was in der zeit genau passiert ist. Die griechische Religion selbst hat ihre Anfänge in der mykenischen Zeit, stark beeinflußt durch die minioische Kultur Kretas. Dann kamen die Einwanderungs- und Eroberungswellen aus der indoeuropäischen Kultur.
Wie die Religion zuvor ausssah, weiß keiner genau. Es ist Homer als erstem zu verdanken, das der Glauben ein geordnetes panhellenisches (allgemein griechisches) Bild bekam. Aber wie auch er ein brutales Bild von Kriegen schilderte (die Ilias und die Odyssee sind sein berühmtes Erbe), war die Wirklichkeit noch immer für uns heute äußerst brutal und grausam. Für die Griechen damals war dies jedoch Ordnung.
Es kann einem eine Idee vermitteln, wie die Erlebenswelt vielleicht zuvor war.  Hinzu kam eine ganz andere Erfahrenswelt, wie wir sie gar nicht mehr so kennen: Die Natur als feindliche Umgebung, ein tatsächlicher Überlebenskampf mit den Elementen, eine Abhängigkeit von Göttern und anderen Wesen, wie sie schon wenige Jahrhunderte später, vom Menschen nicht mehr so wahrgenommen wurde, allein durch ihre Errungenschaften wie Häusern und Feuer.

Oder nicht? es ist ein absolut typisches archaisches griechisches Denken, das alles was seine Existenz hat, seinen Ursprung in einer Gottheit hat. Oder weniger religiös: aus einer unsichtbaren Wirklichkeit, die aus dem Nichts eine Idee, eine Inspiration und Führung gewährt.
Das erste was der Mensch braucht ist Sicherheit, eine Heimat, ein Ort an dem er sich zurück ziehen kann, wo seine Familie wohnt, er seine Nahrung zubereitet, kurz das Zentrum seines Sein dreht sich um das was wir heute sein haus, sene Wohnung nennen würde und Zentrum dieses Heims war früher der Herd. Der Ort, wo das Feuer gehütet wurde.
Das ist Hestia. Sie ist auch daher die Erste der Götter, erhält bei jedem Ritual das erste und letzte der Opfer und war Zentrum der meisten Kulthandlungen in jedem Zuhause. Auch gab es einen sogenannten Staatsherd in Athen, denn Heimat und Zentrum, das durch Hestia gewährt wurde war nicht nur auf das individuelle Heim beschränkt. Ihren Höhepunkt der Verehrung hatte Hestia schließlich als Vesta, in Rom.
Ihr Mythos nennt die hohe Achtung die auch alle anderen Götter ihr entgegen bringen, allen voran Zeus, der ihr seinen Schutz schwor und alle zur Achtung vor ihr anhält. Von buddhistschem Standpunkt ist ihr Mythos und ihre Verehrung auch äußerst spannend. Denn Hestia ist die erste Göttin, die aus Selbstlosigkeit handelt und ihre Wünsche zurück stellt. Ihre Jungfräulichkeit hat sie nicht, weil sie dies so wollte, sondern um einen erneuten Krieg zwischen Göttern zu verhindern, der die ganze Welt wieder mit gerissen hätte. Denn als Apollon und Poseidon um sie warben erhob sich erneuter Streit. So ging sie denn zu Zeus und bat darum Jungfrau zu bleiben und er schwor dies zu schützen.
Hestia blieb mit ihrem friedlichen Wesen nicht auf dem Olymp. Ist sie einerseits Hüterin des Heims, gewährt sie auch Schutz und Obacht jedem, der bei ihr Schutz sucht. Heute könnte sie eine Gottheit der sozialen Einrichtungen und Organisationen sein. Vor allem Asylsuchende wären bei ihr an der richtigen Stelle.

Hestia in Wikipedia

Hestia aus moderner Göttinnenverehrer -Sicht

Hestia im Theoi Projekt




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