Donnerstag, 24. Oktober 2013

Hephaistos - Gott des Handwerks

Hephaistos (altgriechisch für Feuer)
ist der Gott des Erdfeuers, der Schmiede, der Steinmetze und aller handwerklichen Künste.

Er ist ein Gott, zu dem ich keinen intuitiven Zugang habe, weder positiv noch negtaiv. Wenn ich an ihn denke oder mir seine Bilder ansehe, habe ich keinerlei Empfindungen. Dem entspricht das ich handwerklich unglaublich unbegabt bin.
Dieser Umstand macht mich oft traurig und ich bewunder daher mit einem oft leichtem Gefühl von Neid, was andere mit ihren Händen schaffen können.
Wenn es irgendwo in meinem Wesen einen Zugang zu Hephaistos gibt dann durch seine Werke und die Menschen, die von ihm gesegnet, diese Werke schaffen.
Neben den Dichtungen sind es die Skulpturen, die bei ihrem Anblick in mir das erste Mal Gefühle von Sehnsucht und Hingabe an die Gottheit weckten. Und passenderweise war und ist das öfter Athena.
Die beiden gehören in gewissem Sinne zusammen, aber dazu gleich.



Hephaistos ist ein Gott, der ziemlich ungewöhnlich ist für die hellenische Kultur und Götterwelt. Ihre Götter dachten die Hellenen sich alle in überirdischer Schönheit ohne einen Makel, die sich dessen bewußt auch fern von allem halten, was diese Reinheit beflecken könnte.
Hephaistos dagegen ist mit Ruß und Rauch bedeckt, verschwitzt durch seine Arbeit in den unterirdischen Werkstätten nah beim Erdfeuer (Magma) und bevorzugt diesen Aufenthalt vor dem Olymp. Und er ist auch noch lahm weil er durch seine verwachsenen Beine hinkt.
Er ist also eigentlich ziemlich unolympisch. In seiner Beschreibung und in seiner Geburtsgeschichte zeigen sich Elemente, die auf einen sehr alten Ursprung seiner Verehrung hinweisen. Autoren verbinden ihn mit den Kabiren und anderen zwergähnlichen göttlichen Wesen der Erde, die der Muttergöttin Kybele dienen.
Auch in der tragischen Geschichte über seine Geburt zeigen sich irritierende Elemente, wo ich mich ganz simpel frage ob die hellenischen Dichter einfach ein Problem mit seiner Herkunft und seiner Gestalt hatten.
Er ist der Sohn der Hera. Oft ohne einen Vater allein aus ihrer Kraft heraus oder mit Zeus als Vater, der ihn jedoch dafür bestraft das er bei einem Streit zu seiner Mutter hielt und ihn vom Olymp wirft. Er überlebt nur weil ihn die Meeresgöttinnen auffangen, aber er ist  schwer verletzt an den Beinen und kann seitdem nur noch humpeln.
In der anderen Version, wo Hera ihn allein gebiert, schämt sie sich seiner und wirft ihn selbst fort.

Bei den Nereiden, den Meeresgöttinnen wächst er dann auf und bei ihnen vervollkommnet er seine Gabe des Handwerks. Er kann alles erschaffen und herstellen, was wunderschön ist. Vom feinsten Schmuck, Gerätschaften und Waffen bis hin zu den schönsten Gebäuden und Palästen. Seine Kunst fällt auf im Olymp und so wird er eingeladen zurück zu kehren. Zurecht lehnt er dies erst ab und nach vielem guten Zureden und auch erfolgloser Versuche mit Gewalt, ereicht dies erst Dionysos, der ihn mit Wein betrunken macht.

Er versöhnt sich schließlich mit seiner Mutter Hera, die ihn fortan unterstützt. Er erschafft sämtliche schönen Paläste und wundersamen Gerätschaften und Waffen der Götter. Jene wie der Sonnenwagen des Helios zum Beispiel und wandelnde intelligente Automaten und Figuren, die wir heute Roboter und Androiden nennen würden.
Als seine Frau wird ihm oft Aphrodite zugedacht, die sich jedoch nicht an das Ehegelübde hält und ihn betrügt. Anlass für weitere Geschichten der antiken Dichter auf seine Kosten. In älteren Versionen ist es Aglaie, eine der Chariten, die ebenfalls für die Schönheit steht. Ein Gott der Schönes erschafft muß doch eine solche Göttin als Frau haben.
Aber seine eigentliche Partnerin ist Athena. Jene die ebenfalls Schutzherrin des überwiegend weiblichen Handwerks ist, aber auch der Künste und der inneren Schönheit kann nur Hephaistos als Begleiter haben, der die Kraft und das Können hat, dieser Schönheit Ausdruck zu verleihen. Und beide stellen letztlich die Grundfesten der antiken hellenischen Kultur dar. Sie werden öfters zusammen dargestellt und es gibt Feste an denen beide verehrt werden.
Da Athena als unberührbar von den antiken Autoren dargestellt wird, muß es natürlich auch hier eine seltsame Geschichte auf Kosten des Hephaistos geben. Dieser von einem göttlichen "Freund" getäuscht glaubt das Athena ihn heimlich begehrt und dies nicht zu sagen weiß und Athena wird vom gleichen in die Werkstatt gelockt. Er überfällt Athena aber sie kann sich ihm erwehren. Er lässt jedoch einigen Samen auf ihrem Schenkel, den sie abwischt und zur Erde wirft. Daraus erwächst Erichthonios, ein Wesen halb Mensch halb Schlange, der bei vielen als Urahne der Athener gilt.
Kerenyi schreibt in einem seiner Bücher, das es Quellen gibt die eine echte Vermählung der beiden beschreibt. Und das wirkt nach in den Geschichten wo sich zeigt, das Athena ihm in keinster Weise grollt sondern zugetan bleibt.

Aber eine echte Hochzeit wäre unmöglich für die hellenische Kulturwelt, wo die Natur der Göttin so von Reinheit geprägt ist und dies nicht anders fassen konnten.
Und gleiches gilt wohl für den Gott, der so wichtig für die Kultur ist, aber der auch so sehr mit den Göttern der älteren eroberten Völker verbunden und auch ein Gott der Sklaven ist. Er zeigt sich oft in den Bildern der damaligen Zeit in dieser einfachen Gewandung der antiken Handwerker und Sklaven, die für die Bürger der polis Haus und Hof erbauten und ohne die es nicht ging.

Hephaistos ist auch von seinem Wesen ein wunderbarer Gott. Trotz seiner Verbindung zur gewaltigen und destruktiven Macht des unterirdischen Feuers, mit der er selbst Ares vertreiben kann, ist er eher sanftmütig, großzügig und milde und wirkt oft friedensstiftend auf dem Olymp.
Was sich hier auch am deutlichsten zeigt ist das Wesen eines Gottes als Wächter und Hüter über ein Element. Feuer, vor allem vulkanisches, das destruktiv und zerstörerisch ist, wird durch seine Macht nützlich und gebändigt.

Ein wenig dringen hier Züge von Hestia durch, wie ich finde. Auch sie ist eine Göttin des Feuers, aber des ruhigen und nützlichen im Hause. Auch steht sie als Hüterin des Heims dem Hausbau sehr nahe und ist stets großzügig und milde.


Abschließend kann ich  mich nur wiederholen. Zu Hephaistos selbst kann ich keinen Zugang finden, über seine Werke und über Athena...schon sehr. Aber er ist ja auch eher ein Gott der Männer. Vielleicht liegt es daran.

Quellen:
Karl Kerenyi, Die Mythologie der Griechen Band 1
Hermann Göll, Illustrierte Geschichte der Mythologie

Hephaistos im Theoi Projekt

Hephaistos bei Mythman

Hephaistos Wikipedia

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