Dienstag, 25. Februar 2014

Das sakrale Opfer

Ich fühle mich heute von John Beckett, einem in der Online-Welt bekannten Druiden inspiriert. Es gibt immer wieder interessante Überschneidungen zwischen den unterschiedlichen neopaganen Gruppen und Rekonstruktivisten.
In diesem Artikel berührt er einige Themen, die bei der Beschreibung des Opferrituals gern vergessen gehen und vielen, die damit anfangen nicht klar ist.
Da ich dazu übergehen wollte, beschreiben zu wollen warum manche Opfer geteilt werden und andere nicht wie die khoe, passt das deutlichst.

Ganz allgemein bezeichnet jeder Hergang, in dem den Göttern geopfert wird das altgriechische Wort thysia.
Darunter fallen die verschiedenen Formen: die Libation, das Brandopfer, der Weihrauch, die Votivgabe, die Hymnen...
In den meisten Fällen bestand das Opfer im Rahmen eines Festes, wo es meist lustig her ging. Das Opfer wurde zum Festmahl, an dem jeder beteiligt wurde. Das geopferte Rind, das Lamm oder die Schweine wurden gegessen, was meist der Fall bei den großen Festen der polis war.

Daheim war das Opfer integriert in die täglichen Mahlzeiten und dem kompletten Ablauf des Tages: Aufstehen, das Haus verlassen und wieder kommen, arbeiten, auf den Markt gehen, Handel, reisen...es gab immer eine Gottheit und einen Altar oder Schrein, der einlud ein kleines Opfer zu hinterlassen.
Und fast immer wurde und wird ein Teil dessen, was man opfert, getrunken oder gegessen.

Heute wird immer wieder diskutiert wofür das gut sein soll und ob es nicht nötig wäre wenn man authentisch sein will, auch wieder Tieropfer einzuführen (was vereinzelt vielleicht passiert) und von der Gemeinschaft insgesamt in der Regel angelehnt wird.
Einer dieser Gründe warum Tieropfer nicht passieren hat den Grund darin, das der eigentliche Sinn hierfür verloren ging (siehe hierzu auch mein alter Aufsatz über Opfer und Ritual), und der Gedanke allein vielen Hellenisten abstoßend erscheint aufgrund der Art und Weise der heutigen Tierschlachtung und Züchtung.
Was im deutschen Wort "Opfer" nicht drin steckt, jedoch im englischen "sacrifice", zeigt auf was das wichtigste Element im ganzen rituellen Hergang ist: etwas wird heilig und sakral. Durch das Ritual, die Bitte das die Götter das Opfer annehmen mögen, dem ausgießen der Libation oder dem teilweisen verbrennen desselben bevor man selbst davon verzehrt, wird das was man anbietet gesegnet und nimmt einen Teil der Wesenheiten auf.
Das Mahl und das Getränk verändert sich und wir und denen wir es geben, wird gesegnet und ein Teil der heiligen Welt. Daher ist es gut auch für andere zu opfern, auch wenn sie nicht anwesend sind. Deswegen geben wir oft die Reste eines Rituals in einen Park, (Vor)Garten oder einen Wald oder legen es auf den Balkon. Tiere und andere Wesenheiten sollen auch daran teilhaben und daher ist es auch umso wichtiger was genau gegeben wird.

Das Opfer muß geeignet sein, sonst wird es von den Göttern abgelehnt und es kann zu einem gegenteiligen Efekt führen.
Daher werden Tier- oder Fleischopfer im besonderen abgelehnt. Wenn sie erfolgen, dann nur von Tieren die meist selbst gezogen wurden oder klassisch auf einem Bauernhof, der keine Massentierzucht ausführt oder diese mit Medikamenten voll stopft. Auch sehr hochgezüchtete Tiere, die nur darauf ausgelegt sind für den Menschen zu produzieren, wie unsere Milchkuh, wären nicht geeignet.
Ebenso sind jene die tatsächlich Tieropfer vornehmen in ihrem sonstigen Leben sehr restriktiv mit Fleisch, denn das Leben eines anderen Wesens zu nehmen ist eine heikle Sache. Viele Mythen stehen mit dieser Art Opfer im Zusammenhang, in denen sozuagen dem Menschen erlaubt wurde innerhalb dieser Regeln Fleisch zu verzehren, aber nur wenn das Tier es erlaubt (und wenn es nur so aussieht...) und nur in diesem sakralen Zusammenhang.
(siehe mehr zu auch hier)

Das geeignete Opfer kann auch sonst ein heikles Thema sein. Auch und gerade deshalb halten sich viele Hellenisten und andere Rekonstruktivisten an überlieferte Quellen.
Die verschiedenen Götter neigen zu verschiedenen Opfern. Die tägliche Libation ist noch das simpelste: in der Regel roter Wein (weißen gab es nicht), vermischt mit Wasser. Auch Honig wird oft beigemischt.
An manchen Tagen und zu gewissen Zeiten gilt es bestimmten Gottheiten dies nicht zu überreichen. So z.B. nimmt Demeter keine Wein/Wasser Mischung an.
Oft kann es auch nur Mischungen mit Wasser und Honig geben. Dies ist eine der ältesten Libationen überhaupt, denn in alter mythologischer Zeit gab es noch keinen Wein. Der kam erst durch Dionysos zu uns, der ein jüngerer Gott ist, und es steht hier und da das die Götter sich denn damals am Honig berauscht haben.

Nymphen, die Toten, die Erd- und Unterweltgötter erhalten meist Libationen aus Milch und Honig.
Diese werden dann nicht getrunken, sondern komplett auf die Erde oder auf das Grab ausgegossen. Die Unterweltgötter haben auch keinen Altar wie die olympischen Götter (ein bomos), sondern meist eine Grube oder einen unterirdischen Tempel, in dem die Opfer nieder gelegt und ausgegossen werden.
Wie immer wieder von mir erwähnt, wurde rituell und im Kult zwischen den chtonischen und olympischen Gottheiten getrennt.
Weiter oben schrieb ich, das durch das Ritual die Speisen und Getränke gesegnet wurden und vom Wesen der Gottheit berührt. Die alten Griechen waren jedoch nicht von der Idee beseelt, Teil zu haben an der Unterwelt bevor es an der Zeit ist. Nicht destotrotz wurde durch das Ritual auch eine Verbindung geschaffen.
Das hieß nicht, das diese Kräfte im herkömmlichen Sinne als miasmatisch galten, wie es z.B. Verbrechen des Menschen sind oder andere weniger schlimme aber dennoch zu profane und götterferne Taten. Sie konnten nur einfach dem Menschen zu gefährlich sein und wenn nur mit Vorbereitung und Reinigung von Körper und Geist im Leben begegnet werden (siehe hierzu mein vorhergehendes posting bzgl. Herakles und die kleinen Mysterien). Außerdem sind sie stets mehr als zunächst auffallend im Leben des Menschen wirksam, mehr als andere.
Durch das vollständige Opfer, in dem da der Mensch wirklich etwas her gibt, werden diese Kräfte dahingehend verändert, das sie wohlwollend wirken können und eher reinigend als verheerend.
Sofern das Opfer angenommen wurde.

Heutztage ist ein großes Thema die Substitutionen. Da ich aus o.g. Gründen Kuhmilch ablehne nutze ich nur Schafsmilch oder manchmal auch Mandelmilch als Opfer.
Für tägliche Observationen häufig Säfte oder Sirup, den ich in Zusammenhang bringe mit dem jeweiligen Wesen der Gottheiten.
Substitutionen sind möglich. Wer Becketts Blogeintrag liest, komtm als erstes auf das Thema, ob die Götter wollen, das wir unsere Prinzipien verraten. Veganer und Abstinenzler insbesondere dürften ein Thema mit den Opfern haben.
Die Meinung ist oft, das die Götter das nicht wollen, aber wir müssen sehr auf unsere Intuition acht geben und darüber nachdenken, was wir geben.
Wenn nur der leiseste Zweifel da ist oder das leisteste Grollen im Bauch lass ich es und opfer nur Kerzenlicht, Weihrauch und vielleicht Wasser.

So einfach das Ritual selbst, so schwierig kann es sein, was wir geben.


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