Montag, 13. Januar 2014

Ein Fest der Freude

Die Lenaia hat begonnen. An einem Montag, in einer Arbeitswoche. Eine besondere Herausforderung.
Dionysos ist der Gott der Freude, der Ekstase, des Grenzüberschreitens und -auflösens. Er ist die hellenische Version eines Erlösers und gleichzeitig passt seine Gestalt erst mal gar nicht dazu.
Ich werde mich hüten ihn hier näher zu erläutern, das erfordert noch einiges mehr an Input und Aufarbeitung, denn über ihn schrieben die Philologen und andere ganze Bücher.
Er ist ein widersprüchlicher Gott.
Mit ihm verbunden ist Wahnsinn und Tod und Transformation und Auferstehung. Oft stellt man ihn vergnügt da mit einem Becher Wein oder reitend auf einem Löwen, in den er sich in einem berühmten Mythos des Homer auch selbst verwandelt.

Der Wein, das heiligste Geschenk das jeden Tag die Götter geopfert bekommen (haben), ist sein Geschenk an die Menschheit.
An der Lenaia wird seine Geburt gefeiert. Seine zweite oder dritte wohlgemerkt. Ich schrieb hierzu ja schon etwas in meinem vorhergehenden post. Hier noch etwas zu seinen Müttern:
Die offizielle Mythologie beschreibt ihn als Sohn der Semele, einer Sterblichen mit Zeus. Hera war eifersüchtig auf diese Verbindung und überredete Semele Zeus zur Rede zu stellen, ob er wirklich der König der Götter ist und kein Hochstapler. Zeus wollte erst nicht, denn kein Sterblicher erträgt die tatsächliche und wahre Gestalt eines Gottes oder erkennt ihn, wenn er sich nicht zu erkennen gibt.
Ein kleine Lehre steckt hier drin.
Aber Semele beharrte darauf. Betrübt verwandelte sich Zeus in sein wahres Selbst, und Semele wurde erschlagen von der blitzenden und donnernden Gegenwart des Gottes.
In ihrem Inneren war das beginnende Leben namens Dionysos und Zeus nahm den noch lebenden Fötus aus der Asche und nähte ihn in seinen Schenkel ein, auf das er noch weiter leben und gedeihen möge.
Schließlich als er reif war wurde er dort "geboren", Zeus schnitt ihn wieder heraus und die wundersame mythologische Geschichte des Dionysos begann. Eine göttliche Geschichte voller Wanderungen, Wundern und Begegnungen mit Sterblichen, die er in Besitz nimmt. Oft zerstörerisch, manchmal verwandelnd wie Seeräuber die ihn zu fesseln suchten, dann wieder erlösend in göttlichen Status erhebend. Er ging in die Unterwelt und holte seine tote Mutter und erhob sie zur Göttin in den Olymp und heiratete Ariadne, eine sterbliche Heldin, die verlassen wurde.
Er wandert gern und viel.Wo er hin kam, verließen die Frauen ihre Häuser, warfen ihre Hauben hinweg und lösten ihr Haar, das Symbol für die Heirat und Gebundenheit, und gingen in die Wälder um ihm ekstatisch von ihm besessen zu dienen. Männer waren nicht erlaubt.
Er wurde aber auch der Vater von Kulten, die äußerst abstinent und das was wir heute vegetarisch nennen, waren. Berühmt ist die Orphik: eine eigene Mysterienlehre, die ihren Ursprung in Orpheus haben soll, einem berühmten magischen Sänger, der um seine Frau Eurydike zu retten in die Unterwelt gegangen war.
Was er dort gelernt hat, gab er weiter und dazu gehört auch die Lehre das die erste Mutter des Dionysos Persephone war und dieser von Titanen getötet und gegessen wurde. Diese Titanen wurden vernichtet, das Herz des Dionysos noch gerettet und Semele trank es unwissentlich aus einem Glas, eingeflößt von einem Gott.
Aus dem Fleisch der Titanen entstanden die heutigen Menschen. Ein Mythos der die ambivalente Natur des Menschen erklärt und Dionysos als Hauptfigur zur Erlösung von dem geringeren und wilden titanischen Fleisch erhebt.

Abgesehen von dieser philosophsichen Tiefe ist Dionysos DER Gott der Freude in unserem Leben. Auf ihn zurück gehen die Inspirationen, die die Entwicklung des Theaters, Gesang und Tanz ins Leben riefen.
Und auch bei mir hat er es heute geschafft, wieder Freude in mein Herz zu lassen. Denn zunächst war mir gar nicht danach.
Danke.

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