Donnerstag, 15. Dezember 2016

Warum verehren wir eigentlich (Go(e)tt)er???

Wenn uns nicht gefällt was sie uns präsentieren...
wenn man glaubt das sie entweder diese Welt und uns geschaffen haben...
und/oder diese Welt beseelen, uns führen und leiten wenn sie wollen, das wir über unser bloßes Mensch sein hinaus gelangen können...
wieso neigen wir dazu alles so schnell nieder zu machen gar zu hassen was wir nicht verstehen, uns fremd erscheint, und Mitgefühl und Empathie verschließen vor dem Leid in der Welt und glauben es beträfe uns nicht?
Selbst in der alles andere als friedlichen Welt der Antike galt das Recht des Fremden Schutz zu suchen. Ja da galten auch implizit gleich Regeln für den Schutzsuchen mit, aber wer im Namen Hestias und/oder Zeus Xenios um Obacht bat musste das bekommen, sonst war ein von den Göttern gegebenes Recht was verletzt worden.
(Gastrecht-Wikipedia, Buch über die Geschichte des Gastrechts)



Wo kam das her? Wieso war gerade das so wichtig? Wieso war es auch ein zentrales Element bei den Mysterien wo den Eingeweihnten nahe gelegt wurde, freundlich zu Fremden und Tieren zu sein?
(siehe auch Hans Kloft-Mysterienkulte der Antike)
Ich stell absichtlich diese Fragen, denn unabhängig von den Religionen, die heute übermächtig präsent sind und ihre Auseinandersetzungen haben, begegnen mir auch bei den wenigen Vertretern des Hellenismos oder auch den Vertretern anderer Linien europäischen Paganismus v.a. Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung und Abgrenzung.
Warum? Wann war jemals irgendwo erwähnt worden, Gastrecht gelte nur dem Fremden der die gleiche Kultur mit sich trage?
War nicht gerade bei den Polytheisten der Antike es üblich, und selbst heutige Angehörige der bestehenden poly- und henotheistischen lebendigen Kulturen kennen es, das man in den Göttern der anderen die eigenen erkennt?
Ein Grund für den Synkretismus der Antike, der seinen Höhepunkt in der Kultur des Hellenismus (durch Alexander des Großen bedingt) hatte.
Ein Grund für die für uns heute noch zu erkennden Relikte und Wurzeln der Kultur in Nordeuropa durch das römsiche Reich, das die Götter mit einander verband (Diana Abnobae, Apollon Grannus usw.) anstatt ihre Bildnisse und Tempel zu zerstören, bauten sie ihre Verehrung noch aus. Die v.a. zahlreichen Heilbadeanstalten in Bath (England), der Göttin Sirona (siehe auch Auf den Spuren der Sirona ), oder auch Wiesbaden bezeugen davon.
Auch der frühere christliche Umgang mit v.a. den göttlich-mütterlichen Heilkräften bezeugen noch einen Umgang der (noch) nicht auf Ignoranz und Hass beruht wie sie die zahlreichen Marienheiligtümer an Quellen und Grotten bezeugen. Der einfache vertrauende Glaube vieler Katholiken, wenn sie zu einem solchen Heiligtum pilgern weist auf ein uraltes Vertrauen gegenüber den die Welt innewohnenden Kräften hin, die uns nicht allein lassen.
Das gerade Maria als nicht christlich von den Reformatoren und späteren evangelischen Entwicklungen abgelehnt wurde, ist natürlich auch und gerade auf diese heidnsichen Wurzlen zurückzuführen.

Das dürften dann auch die letzten Überbleibsel polytheistischer Gesinnung gewesen sein. Was gabs seitdem? Europäische Eroberungszüge im Namen des Herrn, was dann oft genug doch eher mit Geld und Land zu tun hatte. Das Angehörige anderen Glaubens keine Menschen seien (sorry...welch Arroganz).
Seitens der herrschenden Klasse und ihren Profiteuren wohlgemerkt, denn der einfache Gläubige hatte oft genug, und das ist heute noch nicht anders, ein anderes Ziel: nämlich die Hilfe am Nächsten, wie immer die genau aussah.

Und hier schließt sich wieder der Kreis. Egal welche Religion in unseren Herzen wohnt, an sich soll sie von Mitgefühl beseelt sein und die Hilfe für den Notleidenden Nächsten inspirieren.

Wird das so absolut gar nicht, gar mit Hass und Ablehnung gelebt, sind die Götter sauer. Egal welche. Wahrscheinlich alle.
Umgekehrt sieht das natürlich auch mit dem Mißbrauch von Gastrecht aus...
(siehe auch die Geschichte von Philemon und Baucis, entsprechende nordische Sagen und ja auch, christliche Sagen wo Gott gar nicht so unpersönlich erscheint...und diverse Märchen)
Ich frage mich bei allem nur, wurde das vergessen, oder ist es tatsächlich ein normal menschlicher Zug erst mal Angst vor dem Fremden zu haben wie manche Tiere (v.a.örtlich gebundene wie Kaninchen), das das unbekannte zunächst angreift?
Wenn das eher unsere tierischen Wurzeln sind, umso mehr ein Grund, dem entgegen zu treten...
warum sonst sollten wir Götter verehren? Als eine Sehnsucht über diese Existenz hinaus zu treten...

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